9 klassen und schichten im sozialismus1 wortprotokoll staatsbürgerkunde, 10. klasse (berlin/ddr, ca. 1986) quelle: leihgabe aus best

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Klassen und Schichten im Sozialismus1
Wortprotokoll Staatsbürgerkunde, 10. Klasse (Berlin/DDR, ca. 1986)
Quelle: Leihgabe aus Bestand Frau Prof. Dr. Elisabeth Fuhrmann. Das
Dokument wurde im Rahmen des Forschungsprojekts Alltags- und
Sozialgeschichte des Staatsbürgerkundeunterrichts in der DDR erho­ben.
Es ist bislang unpubliziert. Die Redebeiträge lassen sich nur tw.
namentlich oder nach Geschlecht zuordnen, da nur die Tonspur vorliegt.
Lehrerin: Conny.
Conny: Frau H., ich melde die Klasse 10a zum Unterricht angetre­ten.
Lehrerin: Danke. Freundschaft!
Schüler (im Chor): Freundschaft!
Lehrerin (durchgehend langsam sprechend): Setzen. So Freunde, wir
haben ja nun mit der Stoffeinheit 10.3 über die Grundfragen der
Öko­nomie des Sozialismus, speziell in der DDR, abgeschlossen. Wir
haben auch unsere schriftliche Leistungskontrolle dazu gehabt. Die
habe ich noch nicht ausgewertet. Das muß ich erst über's Wo­chenende
machen, ihr wißt, auch ein Lehrer ist vollbeschäf­tigt. Und ihr werdet
also diese Arbeit mit den entsprechenden Zensuren nächste Woche
zurückbekommen. Wir haben heute die Auf­gabe, in die nächste
Stoffeinheit einzusteigen, und zwar in die Stoffeinheit, die uns
sicherlich einige Probleme und Fragen aufgeben wird. Und zu diesen
Problemen und Fragen kommen wir noch. Ich möchte heute unseren
Unterricht so beginnen, daß wir uns erst einmal das Thema unserer
heutigen Stunde und damit den Einstieg in die Stoffeinheit
aufschreiben. Es geht um die "Sozi­alstruktur in der DDR" (TA). - - -
Das ist also die Stoffeinheit, die 10.4.1. - - - (laute
Flug­zeuggeräusche müssen abgewartet werden) So, damit wir in diese
Stoffeinheit gut 'reinkommen und auch schon einiges gleich zum Be­ginn
grundsätzlich klären, möchte ich euch einen Lehrervortrag halten und
zu diesem Lehrervortrag habt ihr drei Aufgaben. Die stehen hier vorne
an der Tafel und ich würde euch jetzt dringend empfehlen, einen
Stichwortzettel anzulegen, den ihr während des Lehrervortrages
ausschreibt. - - So, seid ihr soweit?
Lehrervortrag:
<3.30 Min.> So, wir haben uns also in der Stoffeinheit über
ökono­mische Grundlagen der DDR sehr eingehend mit dem öko­nomischen
Grundgesetz des Sozialismus, mit der vom 8. Parteitag der SED
be­schlossenen Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und
So­zialpolitik und mit der ökonomischen Strategie der SED zur
Reali­sierung dieser Hauptaufgabe beschäftigt. Wir haben da­bei neue
Er­kenntnisse gewonnen, unser Wissen und Können ist um­fangreicher
ge­worden. Wir wissen, daß der Sozialismus eine Ge­sellschaftsordnung
für die Menschen ist. Aber wir haben auch langsam immer mehr
be­griffen, daß sie natürlich durch den Men­schen selbst realisiert
werden muß. Nichts tut sich von allein. Und der Sozialismus, das haben
wir auch erkannt, wird so gut sein, wie wir selber alle ge­meinsam
diese Gesellschaft gestal­ten können. Das heißt also, die Menschen
sind die Kräfte, die als Haupttriebkraft der Gesellschaft auch unsere
sozialistische Gesellschaft gestalten und ihre viel­seitigen
Möglichkeiten für die Menschen nutzbar machen. An dieser Gestaltung
der soziali­stischen Gesellschaft sind alle Klassen und Schichten
unseres Staates aktiv beteiligt. Und Gegenstand unserer neuen
Stoffein­heit, der vierten also, ist die Untersuchung dieser Klassen
und Schichten in unserem Staat, ihre Gemeinsamkeiten, aber auch ihre
Unterschiede und das Verhältnis zwischen ihnen. Wir ge­hen ja davon
aus und haben das auch gesehen, daß die Klassen und Schichten
gemeinsame Interessen haben. In der Stoffeinheit 10/2 haben wir
erkannt, daß z. B. eine dieser gemeinsamen Interessen die Erhaltung
des Friedens in der Welt ist, daß daran die Men­schen auch in unserem
Staat entscheidend mitarbeiten. Ein wei­teres wich­tiges Interesse ist
Erfüllung der Hauptaufgabe mit dem Ziel, das Lebensniveau unserer
Menschen in unserem Staat weiter zu erhöhen. Die Grundlage dafür, für
diese gemeinsamen Interessen aller Klas­sen und Schichten, ist das
gesellschaftli­che Eigentum an den Pro­duktionsmitteln und die
politische Macht der Arbeiterklasse unter der Führung ihrer
marxistisch-lenini­stischen Partei. Obwohl ge­meinsame Interessen
vorhanden sind, haben wir aber noch keine völ­lige Gleichheit aller
Klassen und Schichten in unserem sozialisti­schen Staat, wie das im
Kommu­nismus sein wird. Es gibt also noch Unterschiede zwischen den
Klassen und Schichten. In der Deutschen Demokratischen Repu­blik, als
sozialistischem Staat, haben wir fol­gende Klassen und Schichten: die
Arbeiterklasse - , die Klasse der Genossenschafts­bauern - , die
Schicht der Intelligenz - , und an­dere werktätige Schichten, z. B.
Genossenschaftshandwerker, private Handwerker und auch Einzelhändler -
- (Pausen zum Mit­schreiben). Solche Klassen und Schichten gibt es in
jeder Gesell­schaft und wir sprechen von einer Sozialstruktur dieser
Gesell­schaft. Unter Sozialstruktur haben wir folgendes zu verstehen:
Die Gesamtheit der sozialen Klassen und Schich­ten, deren
wechselsei­tige Beziehungen - und Unterschiede zwischen körperlicher
und gei­stiger Arbeit und zwischen Stadt und Land - . Eine wichtige
Aus­sage dieser Sozialstruktur sind die Beziehun­gen zwischen den
Klas­sen und Schichten.
Und ich habe euch hier an der Tafel einmal die Sozialstruktur des
Kapitalismus aufge­schrieben, nur als Aufschreiben erst einmal und die
Sozial­struktur im Sozialismus. Und wenn wir davon sprechen, wenn wir
also diese Definitionen anwenden, dann wollen wir jetzt mal gemein­sam
die Sozialstruktur des Kapitalismus und die Sozial­struktur des
Sozialismus erarbeiten. Welche Klassen und Schichten gibt es in der
kapitalistischen Gesellschaft? Geht von den Haupt­klassen aus.
Michael!
<9.00 Min.> Sm: Die Arbeiterklasse.
Lehrerin: Welches ist die machtausübende Klasse?
S: Die Bourgeoisie.
Lehrerin: Also. Ihr könnt das mitschreiben, dann habt ihr das gleich.
(TA) - - - Ich habe diese beiden Klassen nebeneinander geschrie­ben.
Warum?
Sm1: Weil sie im Widerspruch zueinander stehen.
Lehrerin: Gut. Kannst du den Widerspruch etwas näher erklären?
Sm1: Na, die Bourgeoisie ist machtausübend, hat die
Produkti­onsmittel, das Proletariat ist die unterdrückte Klasse.
(Lehrerin: Weil...) Weil sie keine Produktionsmittel hat.
Lehrerin: So, und zwischen diesen beiden Klassen besteht ein ganz
bestimmtes Verhältnis.
Sw: Klassenkampf.
Lehrerin: Und das charakterisieren wir auch hier. - So, welche
Schichten würdest du noch mit als ... mit hineinsetzen in diese
Sozialstruktur des Kapitalismus?
Sw: Auch die Intelligenz. (Lehrerin: Und?) Na und Einzelhändler.
Lehrerin: Ja, also, das heißt Gewerbetreibende. Sagt mal, wo muß ich
denn die Gewerbetreibenden hinschreiben? Jetzt überlegt mal! Denkt
daran, det sind die kleinen Einzelhändler, der Tante-Emma-Laden an der
Ecke, der die Bevölkerung der Umgegend, oft in ärme­ren Bezirken,
versorgt.
S: Na, eher zum Proletariat.
Lehrerin: Gut.
S: Nicht zur Bourgeoisie, die haben zwar auch 'ne kleineren Anteil an
Produktionsmitteln, aber sie beuten nicht in dem Maße aus wie die
Bourgeoisie.
Lehrerin: Gut, sie sind keine Ausbeuter in diesem Sinne, also, das
heißt Gewerbetreibende (TA) - Na, nun kommt ihr schon weiter drauf,
ja, wer hier noch zugesetzt werden muß. Silvi.
Sw1: Bauern.
Lehrerin: Kannst du's mal sagen, warum?
Sw1: Na, der Bauer, der, also, Großbauern, die würde ich mit zur
Bourgeoisie zählen, aber die kleinen Bauern, die besitzen ja auch
nicht viel Produktionsmittel. Und sie beuten auch keine Menschen in
dem Sinne aus.
Lehrerin: Kleinbauern vor allem, weil sie ja selber werktätig sind und
niemanden ausbeuten, ja. So, weiter. Gibt's noch eine Gruppe von
Menschen, die mit dem Proletariat engste Beziehungen haben und
praktisch Bündnispartner sind oder Verbündete sind in ihrer so­zialen
Lage. Wir haben also jetzt die Gewerbetreibenden, wir haben die
Kleinbauern, die landarmen Bauern, Knechte und Mägde, das sind die
Landlosen. Und? Eine Gruppe haben wir noch vergessen, wenn wir die
nicht hätten, könntest du hier nicht sitzen. Oder müßtest barfuss zur
Schule gehen.
Sm: Handwerker.
Lehrerin: Na, richtig, die Handwerker. So, diese Gruppen und
Schich­ten haben wir als Verbündete des Proletariats in der
kapitali­stischen Gesellschaft aufgezeichnet, das heißt also, ihr
Ver­hältnis ist ein Verhältnis, das gekennzeichnet ist durch eine
ähnliche soziale Lage, damit ähnliche oder gleiche Interessen und
damit sind sie also auch im Klassenkampf gegen die Bour­geoisie
Partner. Die Sozialstruktur im Sozialismus habt ihr be­reits
aufge­schrieben und wir wollen jetzt diese Frage 2 sofort hier
anwenden in diesem Tafelbild und in euren Aufzeichnungen. Welche
Klassen und Schichten finden wir in der sozialistischen Gesellschaft?
Matthias?
<14.00 Min.> Sm: Na, erst mal die Arbeiterklasse.
Sm: Hmh. - Hier. Die Intel­ligenz. (TA) - - -
Sm: Handwerker.
Sw: Einzelhändler.
Lehrerin: Also, Gewerbetreibende. So bei Handwerkern müssen wir noch
was hinter schreiben. Das sind also vor allem...
S: Genossenschaftshandwerker.
<16.00 Min.> Lehrerin: Genossenschaftshandwerker. (TA) So, jetzt
schaut euch mal die Aufteilung an der Tafel an. Wir haben es ja nun
unter die Sozialstruktur des Kapitalismus geschrieben und ich habe
nicht ohne Grund solch eine Aufgliederung, auch in der Sozi­alstruktur
des Sozialismus, warum?
Sw: Na, weil sie alle zusammenarbeiten, da gibt's keine Gegen­sätze,
also, jedenfalls nicht solche, wie im Kapitalismus be­stehen. Es
besteht kein Klassenkampf. (TA) - - -
Lehrerin: Es sind also keine antagonistischen Klassen. So, und ich
hab' sie hier auch alle untereinander geschrieben, müßte ich jetzt
hier noch etwas kennzeichnen für die Sozialstruktur im Sozia­lismus?
Ich könnte hier oben diesen Strich drunter machen. Mi­chael, was würde
dieser rote, diese rote Unterstreichung dir sa­gen?
Sm: Na, daß die Bourgeoisie allein die, diese (Lehrerin: Und?) daß sie
alleine stehen.
Lehrerin: Und?
Sm: Daß sie die Macht haben.
Lehrerin: Ja. Und welche Macht?
S: Im Kapitalismus.
Lehrerin (wiederholt): Und welche Macht?
S: Na, die Produktionsmittel, die wirtschaftliche und politi­sche
Macht.
Lehrerin: Wirtschaftliche und politische Macht, sie ist die
machtausübende Klasse, wie Torsten sagt.- So, jetzt versuchen wir das
mal auf den Sozialismus, das dürfte ja nicht allzu schwer sein, also
was muß ich kennzeichnen? Bernd.
Sm: Na ja, erstmal die politische und die wirtschaftliche Macht alle
zusammen, würde ich sagen.
Lehrerin: Gut, also festes Bündnis.
S: Führung der Arbeiterklasse.
Lehrerin: Macht die also auch, das heißt Führung der Arbeiter­klasse.
Warum die Arbeiterklasse ihre Führung ausübt in der sozia­listischen
Gesellschaft, haben wir bereits in der 9. Klasse behan­delt. Überlegt,
was ist ein Grund für die führende Rolle der Ar­beiterklasse in der
sozialistischen Gesellschaft? Martin.
Sm: Na, sie ist die stärkste Klasse, also die anzahlmäßig stärkste
Klasse.
Sw: Sie hat den Klassenkampf im Wesentlichen durchgeführt.
Lehrerin: Wie haben wir denn diesen Klassenkampf genannt? (Name)
Sm: Historische Mission der Arbeiterklasse.
Lehrerin: Hm, die historische Mission der Arbeiterklasse hat sie
durchgesetzt. Unter ihrer Führung ist die neue Gesellschafts­ordnung
entstanden, sie ist die stärkste Klasse, weiter!
<19.00 Min.> Sw: (unverständlich)
Lehrerin: Ja, weiter!
S: Sie hat am meisten Opfer beim Klassenkampf bringen müssen.
Lehrerin: Gut. Weiter!
S: Sie hat die meisten Erfahrungen eigentlich.
Lehrerin: Gut. Weiter. Denkt an die Produktion.
S: Sie hat einen Hauptanteil bei der der Herstellung von...
Lehrerin: Hat sich daran im Sozialismus irgendetwas geändert? Also,
diese Klassenmerkmale treffen voll in der sozialistischen
Ge­sellschaft zu und sie ist der Träger der sozialistischen Zu­kunft,
Träger der Erfüllung der historischen Mission und hier hat sie die
historische Mission erfüllt und trägt die Verantwortung für den Aufbau
der sozialistischen Ge­sellschaft. Natürlich, und hier hat Karin
recht, das möchte ich auch noch mal unterstreichen, alle Werktätigen
üben die politi­sche Macht aus unter der Führung der Arbeiterklasse
und ihrer marxistisch-leninistischen Partei. Das war eine kleine
Wie­derholung, damit wir noch mal den Einstieg gut finden. Das ist in
Ordnung. An dieser Strecke werden wir wei­ter arbeiten in den nächsten
Stunden, da fällt uns nachher noch was ein, ein paar Fragen, die wir
dazu stellen müssen. So, das heißt also, wir haben jetzt erst mal die
Sozialstruktur in den beiden Gesellschafts­ordnungen charakterisiert,
die wir hier auf unserer, in unserer heutigen Epoche vorwiegend haben.
Und wir wol­len jetzt, bevor wir weiter gehen im Stoff, nun noch die
erste Frage und die zweite Frage, die dritte Frage noch mal ganz
eindeu­tig aussa­gen. So, welche Grundlagen haben diese
Sozialstrukturen je­weils?
<21.00 Min.> Sw: Na, im Sozialismus, das erste Mal die politische
Macht der Arbeiterklasse und das gesellschaftliche Eigentum an
Produkti­onsmitteln.
Lehrerin: Richtig. Und im Kapitalismus?
Sm: Privateigentum an Produktionsmitteln und die Macht der
Bour­geoisie.
Lehrerin: Gut. So, und nun kommen wir zum ersten Punkt, den soll­tet
ihr herausfinden aus meinem Lehrervortrag in unserer Stunde. Was
verstehen wir unter Sozialstruktur einer Gesellschaft?
Sw: Die Sozialstruktur ist die Gesamtheit der sozialen Klassen und
Schichten, deren wechselseitige Beziehungen und Unter­schiede
zwi­schen körperlicher und geistiger Arbeit und zwischen Stadt und
Land bestehen.
Lehrerin: Genau. So, ich hab' es euch hier noch mal aufgeschrieben ein
bißchen undeutlich. Wer also seine Aufzeichnungen ergänzen muß, der
macht das jetzt. So wie es Silvia gesagt hat, ist es in Ordnung
gewesen. (2 Min.)
<24.00 Min.> So. Wer langsam ist beeilt sich ein bißchen, damit uns
unsere Stunde nicht wegläuft. So, was wissen wir denn jetzt alles bis
hierher, Michael!
Sm: Na, erstmal was die Sozialstruktur ist. (Lehrerin: Sprich mal
lauter!) Die Sozialstruktur im Kapitalismus und dann die führenden
Klassen.
Lehrerin: Und die führenden Klassen, nicht, das ist ja nichts neues,
und wir kennen den Begriff Sozialstruktur, nicht, was wir dar­unter zu
verstehen haben. So, und nun, überlegt mal, wir wollen ja auch
erarbeiten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Klassen und
Schichten in der Sozialstruktur des WK. Jetzt laßt uns mal gemeinsam
überlegen, wie kriegen wir das am besten 'raus? Wel­cher Schritt oder
welche Schritte sind nach deiner Meinung notwen­dig, um gerade die
Gemeinsamkeiten und Unter­schiede zu erfassen? - - - - -
Sm: Die Grundlagen der Sozialstruktur in den verschiedenen
Gesellschaftsord­nungen.
Lehrerin: Die Grundlagen der Sozialstruktur in den verschiedenen
Ge­sellschaften. Wer damit einverstanden ist, sagt nichts dazu. Wer
damit nicht einverstanden ist, muß natürlich was sagen.
Sw (Cornelia): Wir müßten angucken jede Klasse und jede Schicht
einzeln und dann die Beziehungen untereinander bestimmen.
Lehrerin: Aha, weiter denken. Bleibt mal bei dem, was Cornelia jetzt
gesagt hat, wir müßten uns angucken jede Klasse und Schicht einzeln
und dann die Beziehungen untereinander. Was müßten wir uns denn nun
angucken bei jeder Klasse und bei jeder Klasse vor allem Dingen?
Sm: Die politischen Ansichten, zum Beispiel.
Lehrerin: Hm, politische Ansichten, weiter!
Sm: Na, ihre Stellung bei dieser Struktur, ihre Stellung, wie sie, na
ja...
Lehrerin: Gut, überlegt mal, was kann denn die Stellung einer Klasse
in einer Gesellschaft bestimmen? Jetzt kommen wir langsam nä­her, es
wird heiß, heiß, heiß!
Sw: Verteilung der Produktionsmittel (Lehrerin: Nicht Verteilung der
Produktionsmittel...) Na, die, die ...
Lehrerin: Die Eigentumsverhältnisse. So, und jetzt habt ihr das
Stichwort. Das haben wir schon behandelt in der 9. Klasse. Was müssen
wir uns also, was müssen wir auf jede Klasse in der so­zialistischen
Gesellschaft anwenden? Damit wir erstmal heraus­finden, ist es eine
Klasse oder ist es eine Schicht und welche Be­ziehung zueinander,
welches Eigentum, welche Eigentumsverhältnisse und so wei­ter. Das
haben wir schon mal gemacht. In der 9. Klasse. Lenin hat was damit zu
tun. Denken! (Schülername), woher weißt du, daß die Arbei­terklasse
die führende Klasse in unserer Gesellschaft ist?
Sm: Na ja, weil sie, weil... (Lehrerin: Das kannst du immer
über­prüfen.) Na, sie ist, weil sie, na wie soll man...
Lehrerin (lachend): Mensch, nun hör doch mal auf 'rumzustottern, jetzt
sag doch mal 'nen Satz, "weil und weil die". Was ist denn los jetzt,
was soll denn det? Also - was kannst du jederzeit über­prüfen,
feststellen?
Sm: Na ja, also, sie ist erstmal die führende Klasse. (Lehrerin:
Warum?) Weil, na, sie die zahlenmäßig stärkste Klasse ist.
Lehrerin: Das haben wir schon gehabt. Was ist das wesentlichste
Merkmal, daß sie die führende Klasse ist?
Sm: Das sind die Produktionsmittel.
Lehrerin: Also, der Besitz an Produktionsmitteln. Was noch? Füh­rende
Klasse?
Sw: Politische Machtausübung, Diktatur des Proletariats.
Lehrerin: Gut, da habt ihr jetzt schon zwei Merkmale der Lenin­schen
Klassendefinition. Welche Merkmale fehlen noch?
Sm: Die ideologische Macht.
Lehrerin: Welche Merkmale fehlen noch? Also, wir haben jetzt
Ver­hältnis zu den Produktionsmitteln, ihre Stellung in einem
ge­schichtlich bestimmten System der gesellschaftliche Produktion, ihr
Platz in diesem System...
S: Und dann noch die Art der Erlangung und die Größe.
Lehrerin: Genau. Und? Letztes Merkmal? Das hängt mit der Produk­tion
zusammen. Welche?
S: Die Rolle in der Organisation der Gesellschaft.
<29.00 Min.> Lehrerin: Ja, die Rolle in der gesellschaftlichen
Or­ganisation der Arbeit. Das sind die vier Merkmale, die Merkmale der
Leninschen Klassendefinition und danach bestimmen wir einmal die
Klasse in einem gesellschaftlichen System. Danach können wir
feststellen, ist es eine führende oder eine unterdrückte Klasse,
welche spe­zifischen Merkmale statten sie aus. Und wir können dar­aus
auch schließen, welche Beziehungen haben diese Klassen untereinan­der.
Wir haben in der Deutschen Demokratischen Republik zwei Klassen, ihr
habt sie bereits genannt, das ist die Arbeiter­klasse und die Klasse
der Genossenschaftsbauern. Und unsere Auf­gabe ist es jetzt im
nächsten Abschnitt unserer Unterrichtsstunde, um weiter an der
Sozialstruktur zu arbeiten, wir wollen einmal diese Leninsche
Klassendefinition anwenden auf die bei­den Klassen in unserer
Deutschen Demokratischen Republik. Dazu habe ich euch ein Arbeitsblatt
hier aufgeschrieben. Ich hab's euch hier einfach gemacht, einfacher
gemacht. Und jeder für sich, na ihr könnt euch mal beraten mit dem
Nachbarn, ich hab' nichts dagegen, wenn zwei zusammenarbeiten. Aber
jeder muß das Blatt eigenständig natürlich ausfüllen, weil er es
braucht. So, also, wenden wir die Leninsche Klassendefinition auf die
Klasse der Genossenschaftsbau­ern und auf die Arbeiterklasse an. Macht
das mal erst mit Blei­stift, falls ihr euch in dem einen oder anderen
nicht ganz sicher seid. Ihr habt dafür jetzt erst ein­mal 10 Minuten
Zeit. In 10 Mi­nuten spätestens seid ihr fertig. Gesellschaft, das
erste heißt "Geschichtlich bestimmtes System in dieser
gesellschaftlichen Pro­duktion", "Platz in diesem System". Was ist
denn "Geschichtlich bestimmtes System der gesellschaftlichen
Produktion"? Na, da kommt geschichtlich bestimmtes System. Was kann's
denn nur sein, steht doch schon drin? - So, wer es nicht weiß, läßt es
offen. - - Ihr könnt euch auch beraten.
(Lehrerin spricht leise mit einzelnen Schülern und hilft.)
<33.00 Min.> Lehrerin: Wie ich feststelle, fällt es euch schwer, die
erste Auf­gabe zu lösen: "Das geschichtlich bestimmte System der
gesell­schaftlichen Produktion". Ich gebe euch einen Tip: Das ist die
jeweilige Produktionsweise. Und diese Produktionsweise, diese
Produktionsweisen haben sich bisher immer wieder abgelöst, weil
ständig ein Widerspruch zwischen Produktivkräften und
Produkti­onsverhältnissen entstand. Also, gibt es die
Entwicklungs­stufe zwischen xxx, jedesmal entsteht eine neue
Produktionsweise bzw. ein neues System der gesellschaftlichen
Produktion. Ja. xxx - - Ihr könnt euch beraten. Ihr braucht nicht
schüchtern zu sein.
(Stillarbeit)
<37.00 Min.> Lehrerin: Ihr braucht auch keine Hemmungen zu haben, wenn
ihr etwas nicht wißt, dann laßt ihr das bitte offen, man kann nicht
immer gleich alles wissen, nicht, deshalb sitzen wir ja hier
zusam­men, um uns das gemeinsam hier nochmal zu erarbeiten und das zu
überprü­fen. - So, ihr habt noch zweieinhalb Minuten Zeit.
<40.00 Min.> Lehrerin (lachend): So. Na, bist du klüger geworden, ja?
Sm: Auch nicht ville (viel).
Lehrerin: Wir werden das... Bevor du hier rausgehst aus der 10.
Klasse, wirst du noch einiges dazugelernt haben. So, Matthias, fertig,
erstmal soweit? Silvi? Michael? Peggy? Der guckt mich so furchtsam an
"Na, was will 'se wieder von mir?" So, braucht ihr jetzt die Minute
noch oder wollen wir loslegen? - Gut, dann legen wir los. Also, erste
große Hürde: "Geschichtlich bestimmtes System der gesellschaftlichen
Produktion". Ich habe bereits einige Erläu­terungen dazu gegeben,
einige Denkanstöße, damit ihr dieses System der gesellschaftlichen
Produktion, um das es uns jetzt heute hier geht, bestimmen könnt.
Sm: Der Sozialismus.
Lehrerin: Das ist die sozialistische Gesellschaftsordnung. Das
ge­schichtlich bestimmte System der gesellschaftlichen Produktion. Das
ist die jeweilige Produktionsweise, die sich von Stufe zu Stufe in der
Entwicklung der menschlichen Gesellschaft nach vorne bewegt. Und die,
die wir untersuchen wollen, ist also der Sozia­lismus. Wo müßte ich
denn das 'reinschreiben bei der Ar­beiterklasse oder bei den Bauern?
S: Bei beiden.
Lehrerin: Bei beiden, also schreiben wir's hier bei beiden. So, und
nun müssen wir natürlich differenzieren. Welchen Platz nimmt die
Arbei­terklasse in diesem System ein?
S: Da spielt die führende eine Rolle und die Genossenschaftsbauern und
sind...
Lehrerin: Ja, stimmen sie nun mit oder nicht? Eigentlich nur oder ganz
und gar? Wie nennen wir uns eigentlich? Die Deutsche Demo­kratische
Republik, eine andere Bezeichnung, es ist der...? (S: xxx) Ge­nau, es
ist der Arbeiter- und Bauernstaat. Es heiß also, wie stehen beide
Klassen im gesellschaftlichen System?
S: Die sind zusammen verbunden, also Bündnissystem ist das.
S: Die führende Rolle...
Lehrerin: Herrschende Klassen unter der Führung, allerdings die
Bau­ern, die Klasse der Genossenschaftsbauern unter der Führung der
Arbeiterklasse. Also, ich schreib's mal 'rein. (TA) Herrschende
Klasse, zwar gilt das eben auch für beide, und das ist richtig, was
ihr gesagt habt, Bündnis unter der Führung der Arbeiter­klasse und
ihrer marxistisch-leninistischen Partei. Das gilt für beide, auch die
Klasse der Genossenschaftsbauern gehört zur Ausübung der Herrschaft
unter der Führung der Partei der Arbei­terklasse. - So, Verhältnis zu
den Produktionsmitteln? Paßt bitte auf!
Sm: Na, besitzen beide.
Lehrerin: Also beide sind Besitzer von...
S: Produktionsmitteln.
Lehrerin: Produktionsmitteln. Jetzt schreibe ich das aber extra auf.
Jetzt erklärt mir mal, warum ich das extra aufgeschrieben habe.
Sw: Na erstens Mal, weil die Arbeiterklasse bißchen mehr be­sitzt an
Produktionsmitteln und zweitens Mal weil die auf dem Land be­sitzen
die Bauern eben ihr ganzes Zeug, um da eben den Boden zu bestellen und
die Arbeiterklasse vorwiegend in der Stadt, in der Industrie.
Lehrerin: Gut. Also schreibe ich die Arbeiterklasse ist Besitzer des
Stadteigentums (Sw: Nee, nee.) und die Klasse der
Genossen­schaftsbauern ist Be­sitzer des Landeigentums. Oder wie meint
ihr das?
S: Die Arbeiterklasse sind auch der Produzent von den
Produk­tionsmitteln, während die Bauernschaft nicht so sehr die
Pro­duktionsmittel produziert, vielmehr sie stellt mit Hilfe der
Pro­duktionsmittel etwas her.
Lehrerin: Ja das machen die Bauern aber auch. Die produzieren auch
etwas mit den Produktionsmitteln. (Sw: Na ja sicher, aber...) Und daß
sie nun keine Produk­tionsmittel produzieren, das ist hier gar nicht
wichtig. Warum müssen wir bei den Besitzverhältnissen, bei dem Besitz
an Pro­duktionsmitteln Unterschiede machen? Da haben wir nämlich schon
einen ganz entscheidenden Unterschied.
S: Na, bei der Klasse der Genossenschaftsbauern ist es
genossen­schaftliches Eigentum.
Lehrerin: Gut. Ich komme darauf noch mal zurück. (TA) Das ist
genossen­schaftliches Eigentum. Und was ist das hier? Michael?
Sm: Gesellschaftliches Eigentum.
Lehrerin: Gesamtgesellschaftliches Eigentum, in welcher Form, wie
nennen wir dieses Eigentum?
Sw: Volkseigentum.
<45.00 Min. - Stundenklingeln> Lehrerin: So, und jetzt bitteschön, was
ist hier dran so besonders unterschiedlich? Warum muß ich das zweimal
hinschreiben? Warum können wir nicht alles in einen Topf werfen? Die
Frage möchte ich noch zu Ende machen, dann machen wir Schluß.
Sw: Weil genossenschaftliches Eigentum bißchen was anderes ist...
Lehrerin (unterbricht): Warum? Worin unterscheidet sich denn nun das
genossen­schaftliche Eigentum vom...?
S: ...weil da immer noch einige selber was besitzen, also bißchen was
Privates haben und im Volkeigentum, da ist es eben nicht.
S: Also, Volkseigentum gehört allen und das genossenschaftli­che ist
von der Genossenschaft.
Lehrerin: Gehört nur der Genossenschaft. Deshalb heißt es ja
genos­senschaftliches Eigentum. Es heißt also, die Genossenschaft
selber, die Mitglieder der Genossenschaft, denen gehört das Ei­gentum.
Das gehört nicht der gesamten Gesellschaft. So, Freunde...
(Ende der Unterrichtsstunde)
1 Vgl. Staatsbürgerkunde Klasse 10, Berlin: Volk und Wissen VEB 1984,
S. 129ff; Unterrichtshilfe S. xxff.

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